Mittwoch, 30. Juli 2014

[Rezension] 'Die Verratenen' von Ursula Poznanski

Sie ist beliebt, privilegiert und talentiert. Sie ist Teil eines Systems, das sie schützt und versorgt. Und sie hat eine glänzende Zukunft vor sich – Rias Leben könnte nicht besser sein.
Doch dann wendet sich das Blatt: Mit einem Mal sieht sich Ria einer ihr feindlich gesinnten Welt gegenüber und muss ums Überleben kämpfen. Es beginnt ein Versteckspiel und eine atemlose Flucht durch eine karge, verwaiste Landschaft.
Verzweifelt sucht Ria nach einer Erklärung, warum ihre Existenz plötzlich in Trümmern liegt. Doch sie kann niemandem mehr vertrauen, sie ist ganz auf sich allein gestellt.
Quelle: Loewe Verlag


Das Cover ist recht schlicht gehalten, wird aber durch alle drei Teile der Trilogie (mit farblichen Änderungen) beibehalten. Sowas gefällt mir ja immer gut, weil es einfach im Regal schöner aussieht. Ansonsten muss ich aber sagen, dass das Cover für mich nun kein großer Hingucker ist und ich auf das Buch eher durch die Autorin aufmerksam wurde.
Der Klappentext hingegen hätte mich dann auch überzeugt, wenn es eben nicht von Ursula Poznanski wäre. Denn dieser macht wirklich neugierig auf das Buch, gibt einen groben Überblick, ohne zu viel zu verraten.


Wie oben schon erwähnt, verrät der Klappentext eigentlich kaum etwas wichtiges von der Geschichte, sodass das Buch von der ersten Seite an spannend war, weil man nicht schon zusammengefasst hatte, was man auf den ersten 100 Seiten erfährt. Ich konnte mich dadurch einfach auf das Buch einlassen und mich überraschen lassen, wohin es mich führt. Dabei habe ich jede noch so kleine Information zur Welt und zu den Charakteren in mich aufgesogen und wollte einfach immer mehr erfahren.
Im Verlauf der Geschichte bekam ich ein klares Bild von der Welt in der Eleria, genannt Ria, lebt und habe mich irgendwie immer bei ihr gefühlt. Obwohl das Buch in einer dystopischen Welt spielt, konnte ich mir diese vorstellen, als würde ich selbst schon ewig in genau dieser Welt leben.
Die Geschichte wirkte gut durchdacht und es gab keine Logikfehler, die mir aufgefallen wären. Der Inhalt hält genau das, was der Klappentext verspricht: Flucht, Versteckspiel und Verrat. Und 'atemlos' traf es wirklich zu so ziemlich jedem Zeitpunkt.
Auf den mehr als 450 Seiten werden immer mehr Fragen aufgeworfen, aber glücklicherweise auch immer mal wieder kleinere und größere Erklärungen gegeben, sodass man das Gefühl hat, wirklich stetig voran zu kommen.
Spannend von der ersten bis zur letzten Seite.
Am Ende bleiben natürlich noch einige Dinge unaufgeklärt, aber das war bei einer Trilogie nicht anders zu erwarten.
Bewertung: 5/5


Ursula Poznanski hat für mich einen einmaligen Schreibstil. Egal, welches ihrer Bücher ich bisher gelesen habe, sie hat mich mit jedem ihrer Worte komplett erreicht.
Besonders beeindruckend fand ich, dass es keine eigentlichen Erklärungskapitel gab, in denen dem Leser die Welt näher gelegt wird. Dieses geschieht mehr oder minder nur durch kleine Nebensätze in der Haupthandlung und trotzdem hatte ich beim Lesen immer ein klares Bild vor Augen, wobei die Autorin aber auch noch Spielraum für eigene Vorstellungen ließ. Das Kopfkino lief während des gesamten Buches auf Hochtouren.
Aufgrund der hohen Spannung und des flüssigen Schreibstils unterstützt das Buch ein wirklich hohes Lesetempo und lässt einen vollständig in der Geschichte versinken. Aus der Hand legen konnte ich das Buch nur sehr schwer und auch nur dann, wenn es wirklich sein musste.
Bewertung: 5/5


Die Charaktere in 'Die Verratenen' wirkten auf mich genauso gut durchdacht wie die Welt. Ich habe jedem von ihnen seine (Eigen)art abgenommen und konnte sie, obwohl der Leser mit einer verhältnismäßig großen Gruppe gleich zu Anfang konfrontiert wird, alle auseinander halten. Denn kein Charakter ist wie der andere.
Gut gefallen hat mir auch, dass Ria mit Aureljo bereits eine gefestigte Beziehung hat und es daher hier wirklich um die Welt und eben den Verrat geht und nicht um ein großes Liebesdrama. Auch wenn sich natürlich andeutet, dass das in den Folgebänden noch einmal ein Thema wird. Als Leser kann man da wohl schon recht gut einschätzen, wer zu Aureljos 'Gegenspieler' werden könnte.
Jeder Charakter hat eigene Fähigkeiten, die sehr überzeugend rüber gebracht werden. 
Ria als Protagonistin hätte ich mir nicht sympathischer wünschen können. Sie ist loyal, muss daher aber auch oft über ihren Schatten springen und einsehen, dass diese Loyalität eben manchmal den falschen Personen gilt. Ihr Weltbild wird komplett auf den Kopf gestellt und auch gegenüber ihren Freunden wird Misstrauen gesät. Trotzdem bleibt Ria stark, sucht und erkämpft sich ihren Weg. Dabei handelte sie für mich immer nachvollziehbar und ich konnte ihren Zwiespalt sehr gut mitfühlen. Gemeinsam mit ihr habe ich Personen ge- und misstraut, wurde gemeinsam mit ihr enttäuscht, aber konnte auch kleine Erfolgserlebnisse verbuchen. Ihr Bedürfnis nach Harmonie konnte ich sehr gut nachfühlen, genauso den Verrat, wenn man merkte, dass genau dieses Bedürfnis ausgenutzt wurde.
Alle anderen Charaktere bleiben ein kleines bisschen im Dunkeln. Dadurch, dass die gesamte Geschichte aus Rias Sicht erzählt wird, wusste auch der Leser nie so recht, wer nun zu den Guten gehörte. Die Charaktere waren einzigartig und sympathisch, aber immer wieder habe ich mir gesagt, dass ich ihnen nicht blind vertrauen darf.
Einzig Tomma hat mir nicht ganz so gut gefallen. Lange Zeit habe ich sie auf ca. 13 Jahre geschätzt, bis die Bombe dann platzte und man erfuhr, dass sie sogar etwas älter sein soll als Ria. Tomma verhält sich recht kindisch und trotzig, schert sich nicht um Loyalität und Gemeinschaftsgefühl, handelt egoistisch. Aber in gewisser Weise ist eben auch das eine persönliche Eigenart, die ich nicht gut heißen, aber akzeptieren konnte.
Bewertung: 4,5/5


Eine absolute Leseempfehlung, nicht nur für Dystopiefans. Besondere Charaktere in einer besonderen Welt, verbunden mit einem sagenhaften Schreibstil, machen es mir leicht die volle Punktzahl zu vergeben. 
Meine einzige Sorge: Es gibt schon wieder keine Luft nach oben in der Bewertung, sollten die Folgebände noch besser werden.


4 Kommentare:

  1. Habe das tolle Buch auch noch auf dem Sub. Daher hab ich nur dein Fazit gelesen:) Das macht mir Hoffnung!:))
    Liebste Grüße,
    Booktasy

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    1. Bin gespannt, was du dann dazu sagst, wenn du es befreit hast :)

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  2. Gehört auch zu einem meiner absoluten Lieblingsdytopien, wenn nicht sogar DIE Lieblingsdystopie ;)

    Liebe Grüße,
    Tina

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    1. *hihi* Ich könnte ja sowieso Lobeshymnen auf Frau Poznanski singen (nicht dass das jemand hören wollen würde^^). Bisher hat sie mich noch mit keinem ihrer Werke enttäuscht :)

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